„Die Leute geben einem unheimlich viel zurück.“
Ende 2016 hat sich Sebastian Haaß endgültig entschieden: für ein Leben in der Stadt und das Praktizieren auf dem Land. Gemeinsam mit seiner Frau fasste der Allgemeinmediziner damals den Entschluss, in Köln wohnen zu bleiben und dennoch die von seinem Vater gegründeten Praxen in Düren bei Aachen zu übernehmen. Ein Kompromiss sollte es sein. Doch jetzt, knapp zwei Jahre später, steht für den 34-Jährigen fest, dass es weit mehr ist als das.
Mit einem Team von sechs angestellten Fachärzten und zwei Assistenten führt Haaß eine Praxis an drei Standorten mit vier Kassensitzen. Für den promovierten Mediziner ist das nicht nur so etwas wie „das Modell der Zukunft“. Für ihn selbst entpuppte sich der vermeintliche Mittelweg als ideale Lösung. Und das hat auch mit dem Standort Nordrhein zu tun.
Eine Standort-Besonderheit in Nordrhein
„Ich fahre 25 Minuten von Tür zu Tür, das ist eine adäquate Wegstrecke“, findet Sebastian Haaß. Es ist aber vor allem die Arbeit in der ländlichen Region, die ihn so begeistert. „Von manchen meiner Patienten waren schon der Vater, die Oma und die Urgroßmutter hier“, berichtet er. Das sei nicht nur aus familienmedizinischer Sicht spannend. „Das hilft auch im Arbeitsalltag. Und es macht einfach Freude, die Leute geben einem unheimlich viel zurück.“ Als gesellschaftliche Aufgabe sieht er es obendrein: „Die Menschen werden älter, nicht alle sind mobil“, sagt Haaß. „Wir brauchen Landärzte, man kann nicht alles mit irgendwelchen Zentren auffangen.“
Und so kann der 34-Jährige es anderen jungen Kollegen nur ans Herz legen, „es einfach zu versuchen, zumindest mal in eine Anstellung zu gehen“. Ein Jahr lang hält er dabei für eine gute Zeit, um festzustellen, ob es passt. Das gelte vor allem für diejenigen, die sich ein Leben auf dem Land nicht vorstellen können. Doch gerade Nordrhein sei für diese attraktiv. „Aachen, Köln, Düsseldorf oder Bonn – wenn ich überlege, in welchen großen Städten ich leben könnte und trotzdem ländlich praktizieren, das ist schon eine Standort-Besonderheit.“
Für Sebastian Haaß war die Entscheidung für die Niederlassung jedenfalls die richtige. Für ihn bedeute das „Flexibilität, Patientennähe und individuelles Arbeiten“. Er könne Interessierten daher wirklich nur empfehlen, die Niederlassungsberatung der KV in Anspruch zu nehmen, auch deren Lotsenprogramm habe er als durchweg positiv empfunden, wie er sagt. Er habe immer Unterstützung erfahren, besonders die Abrechnungsberatung hat ihn „nachhaltig beeindruckt“. Ein wichtiges Feld, denn es verdienten ja insgesamt 40 Leute ihren Lebensunterhalt in seinen Praxen, die er erfolgreich führt. Und deshalb kann Sebastian Haaß jeden, der die Niederlassung vor allem aus Sorge vor dem finanziellen Risiko scheut, nur ermutigen. Im rheinischen Idiom bringt er es dann lachend auf den Punkt: „Mach et.“