„Geregelte Arbeitszeiten ohne Schichtdienst sind ein enormer Vorteil für alle Eltern.“
In der Stadt, auf dem Land oder irgendwo dazwischen: Nach der Geburt ihrer Tochter verabschiedete sich Sonja Malzkorn vom Klinikalltag und wagte sich als Weiterbildungsassistentin ins Kölner Umland. Gemeinsam mit ihrem Mann und ihrem Schwiegervater arbeitet sie jetzt seit rund einem Jahr in deren allgemeinmedizinischer Gemeinschaftspraxis (offiziell Berufsausübungsgemeinschaft) in Kerpen. Bereut hat die 34-Jährige den Schritt in die Familienpraxis bisher nicht – ganz im Gegenteil.
Trotz Familienplanung die beruflichen Interessen nicht aus den Augen zu verlieren und aktiv weiterzuverfolgen war der Weiterbildungsassistentin persönlich wichtig. Dass dies auch die besondere Konstellation in der Familienpraxis möglich macht, ist ihr durchaus bewusst: „Ich kann hier somatisch ganz nah am Patienten arbeiten und trotzdem meinen fachlichen Schwerpunkt im Bereich Psychiatrie setzen. Für mich die perfekte Mischung“, meint sie. „Durch die familiäre Bindung kann man trotzdem noch mal ganz andere Absprachen treffen und spontaner agieren. Nicht alle haben das Glück, ihr Kind selbst aus dem Kindergarten abholen zu können.“ Die geregelten Arbeitszeiten ohne Schichtdienste seien ein enormer Vorteil für alle Eltern.
Näher an der Familie und näher am Patienten
Unabhängig von der Entscheidung mit ihrem Mann und ihrem Schwiegervater zusammenzuarbeiten, empfindet Malzkorn die Arbeit in der Praxis als sehr viel wertschätzender und freundlicher als im Klinikalltag. „Die Strukturen sind ganz anders, man hat mehr Zeit für seine Patienten und der Kontakt ist persönlicher“, erzählt sie. „Außerdem betreut man Patienten oder ganze Familien in der Regel über viele Jahre und erfährt auch später, was aus den eigenen Patienten geworden ist. Das empfinde ich als sehr schön.“
Die enge familiäre Bindung bestimmte letztlich auch den Wohn- und Arbeitsort der Malzkorns: „Die Praxis war ja schon vorhanden und wir haben uns entschieden, auch hier zu wohnen, weil es einfach die praktischste Lösung war“, erinnert sich Malzkorn.
„Außerdem ist uns das gemeinsame Familienleben wichtig. Wir können zum Beispiel gemeinsam zuhause Mittagessen oder auch nachmittags zwischen den Sprechzeiten Zeit miteinander verbringen.“ Auch die Nähe zur Eifel schätzt die Ärztin in Weiterbildung, die gerne wandert und generell „eher kein Großstadtmensch“ ist, sehr. Ob sie die Region Nordrhein als Niederlassungsstandort angehenden Ärzten ans Herz legen kann, beantwortet die gebürtige Norddeutsche mit einem großen Schmunzeln: „Direkt am Meer aufzuwachsen und zu leben ist natürlich kein Vergleich. Aber an die offene Mentalität der Rheinländer habe ich mich ziemlich schnell gewöhnt.“
Medizinstudenten, die sich für den Fachbereich Allgemeinmedizin interessieren, rät Malzkorn, „sich das Ganze ruhig mal anzugucken“ und eine Station im Praktischen Jahr (PJ) im Bereich Allgemeinmedizin zu machen. So erhält man einen besseren Eindruck vom Fachgebiet als während eines Praktikums. „Oft bekommt man als Praktikant nicht wirklich viel mit, weil man nur danebensitzt. Viele Patienten wollen auch nicht, dass ein Praktikant bei der Untersuchung anwesend ist. Im PJ ist das ganz anders. Da betreut man auch schon eigene Patienten und lernt, selbstständig zu arbeiten“, so die Ärztin. Für alle angehenden Mediziner, die neben der eigenen Karriere auch eine Familie planen, hält Malzkorn die Arbeit in der ambulanten Versorgung für den besten Weg: „Es macht das Ganze einfach stressfreier.“